Gefährdet BYOD die Chancengerechtigkeit?
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Bemerkungen
Die Sache liesse sich auch aus einer anderen Perspektive betrachten: Durch BYOD wächst der Druck auf eine 1:1-Ausstattung, bei welcher die Schule denjenigen Geräte anbietet, die zuhause über keine entsprechenden Geräte verfügen. Dadurch würde die Chancengerechtigkeit erhöht.
Von Beat Döbeli Honegger, erfasst im Biblionetz am 17.09.2011Das BYOD-Konzept folgt hier einer Idee, die sich im widersprüchlichen Feld zwischen Ressourceneinsparung und Pädagogik bzw. Didaktik bewegt. So hängt demnach der Einsatz mobiler Endgeräte im Unterricht nicht mehr nur von den Ressourcen der jeweiligen Schule ab, sondern von der persönlichen Ausstattung der Schüler/innen, was aus sozioökonomischer Sicht durchaus kritisch gesehen werden muss.
Von Kerstin Mayrberger im Buch Digitale Bildungsmedien im Unterricht (2013) im Text Digitale Bildungsmedien - eine kritische Sicht aus mediendidaktischer Perspektive auf aktuelle Entwicklungen auf Seite 27Zuletzt betont
der SVP-Politiker die Chancengleichheit,
wenn alle Sekschülerinnen
ein Gerät erhielten.
Mit diesem Argument erhält
Urech für einmal viel Zuspruch
von links. Der Systemwechsel
nach der Primarschule schaffe
eine «unnötige Ungerechtigkeit»,
sagt etwa Ursula Näf (SP). AL-Politikerin
Natalie Eberle bezeichnet
die BYOD-Praxis als reine
Sparmassnahme. Für Simone
Hofer Frei von der GLP müssen
so die Lehrpersonen als «IT-Administratoren
» walten.
Von Ev Manz im Text Ein eigenes Tablet für alle in der Sekundarschule (2022) auf Seite 21Differenzierter betrachtet werden muss die Frage der Chancengerechtigkeit.
Der oft gehörte Vorwurf lautet, BYOD gefährde die
Chancengerechtigkeit, da Kinder reicher Eltern eher über leistungsfähige
Digitalgeräte verfügen würden als Kinder ärmerer Eltern. Während dies einerseits nicht mehr so pauschal
stimmt, lässt sich andererseits entgegnen, dass diese Unterschiede
auch bestehen, ohne dass die Schule BYOD erlaubt. Im Gegenteil
könnte BYOD dazu führen, dass die Schule sich Gedanken macht,
wie sich diese Unterschiede ausgleichen lassen. Die Problematik
angesagter Marken und Modelle gibt es nicht erst seit BYOD, sondern
beispielsweise bei Markenkleidern schon seit langem. Doch greift diese Entgegnung zu kurz. Von Ausnahmen wie Schulreisen oder Sportlagern abgesehen gilt eigentlich der Grundsatz, dass der Schulbesuch kostenlos ist und der Staat für alle notwendigen Ausgaben aufzukommen hat. Daher muss je nach Region
und Schulstufe nach differenzierten Konzepten gesucht werden, um Chancengerechtigkeit zu gewährleisten. Meist verfügen Schulen bereits über bewährte Lösungen für andere notwendige Ausgaben (Klassenfahrten, Schulgebühren usw.), auf die zurückgegriffen werden kann. Es gibt im deutschsprachigen Raum aber auch BYOD-Projekte, die auf eine Eins-zu-eins-Ausstattung verzichten
und durch Partner- und Gruppenarbeiten dafür sorgen,
dass jedes Team Zugriff auf die benötigten digitalen Geräte hat.
Von Beat Döbeli Honegger im Buch Mehr als 0 und 1 (2016) im Text Wie viele Computer braucht es in der Schule? Zitationsgraph
6 Erwähnungen
- Digitale Bildungsmedien im Unterricht (Eva Matthes, Sylvia Schütze, Werner Wiater) (2013)
- BYOD: Re-Examining the Issue of Digital Equity (Rae L. Mancilla) (2014)
- Mehr als 0 und 1 - Schule in einer digitalisierten Welt (Beat Döbeli Honegger) (2016)
- «Wir können nicht jedem Schüler ein iPad kaufen» - Lehrplan 21 bringt digitalen Unterricht – wer zahlt die Geräte? (Helena Schmid) (2018)
- Ein eigenes Tablet für alle in der Sekundarschule (Ev Manz) (2022)
- Examining 21st century skills in BYOD schools - From programs to practice (Maria-Luisa Schmitz, Tessa Consoli, Chiara Antonietti, Alberto Cattaneo, Philipp Gonon, Dominik Petko) (2024)