Teilzeit-Arbeit von Lehrpersonen
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Bemerkungen
Eine Befragung aller Hochschulabsolvierenden fünf Jahre nach Ausbildungsabschluss hat gezeigt, Teilzeitbeschäftigung ist im Lehrberuf im Vergleich zu anderen Berufen relativ stark verbreitet: 50% der PH-Absolvierenden arbeiten 90 – 100%, 39.7% arbei-ten 50-89%, 9.7% arbeiten unter 50% (BFS 2019).
Von Anita Sandmeier, Silvio Herzog im Text Lehrkräftemangel: Fakten, Gründe, Massnahmen (2022) Bossard fällt zudem auf, dass
an Pädagogischen Hochschulen
heute nicht selten vermittelt werde,
der Lehrberuf könne zu Beginn
nur in Teilzeit geleistet werden,
weil er zu anspruchsvoll sei.
«Diese Botschaft ist fatal», sagt
er. Eine solche Sicht auf den Unterricht
sollte nicht vermittelt
werden.
Von Alessandra Paone im Text Es fehlende Tausende Lehrerinnen und Lehrer (2022) Die SWK empfiehlt, die Möglichkeit zur Teilzeitarbeit zu begrenzen. Hier liegt die größte Beschäftigungsreserve. Bereits eine maßvolle Aufstockung der Arbeitszeit aller teilzeitbeschäftigten Lehrkräfte hätte erhebliche Effekte. Die Möglichkeit zur Reduktion der Arbeitszeit auf unter 50 Prozent sollte deshalb nur bei Vorliegen eng gefasster Gründe (z. B. Betreuung kleiner Kinder) gewährt werden;
Von SWK Ständige Wissenschaftliche Kommission der KMK im Buch Empfehlungen zum Umgang mit dem akuten Lehrkräftemangel (2023) Eine Befragung aller Hochschulabsolvierenden fünf Jahre nach Ausbildungsabschluss hat gezeigt, Teilzeitbeschäftigung ist im Lehrberuf im Vergleich zu anderen Berufen relativ stark verbreitet: 50% der PH-Absolvierenden arbeiten 90 – 100%, 39.7% arbei-ten 50-89%, 9.7% arbeiten unter 50% (BFS 2019). Als Gründe für Teilzeitarbeit nennen 42% der Lehr-personen Familie, 22% Aus- und Weiterbildung, 15.5% gesundheitliche Probleme und das Vermeiden zu hoher Arbeitsbelastung.
Von Anita Sandmeier, Silvio Herzog im Text Lehrkräftemangel: Fakten, Gründe, Massnahmen (2022) Leider sei das Thema der Pensen
vernachlässigt worden, sagt
Wolter. «Die Diskussion wird immer
aus dem Blickwinkel jener
geführt, die bereits Teil des Systems
sind. An die angehenden
Lehrerinnen und Lehrer denkt
niemand.» Zudem werde verschwiegen,
dass kulturelle Gründe
die Debatte um die Einführung
von Mindestpensen stark
prägten. Im Tessin etwa arbeiteten
die meisten Lehrkräfte Vollzeit.
Dort sei man auch offener
gegenüber der familienexternen
Kinderbetreuung eingestellt als
in der Deutschschweiz.Wolter ist
überzeugt, dass eine Minimalschwelle,
wie sie im Kanton Genf
besteht, den Fachkräftemangel
lindern könnte. Dort werden
Lehrer verpflichtet, mindestens
50 Prozent zu arbeiten.
Von Alessandra Paone im Text Lehrpersonen ohne Diplom sind bald Geschichte (2023) In diesem Kontext ist jedoch zu beachten, dass die Möglichkeit der Teilzeitarbeit für Lehrpersonen ein wichtiger Teil der Attraktivität des Arbeitsorts Schule ist. Teilzeitarbeit ermöglicht die Vereinbarkeit von Beruf, Familie oder anderen zeitintensiven Tä-tigkeiten wie beispielsweise Sport und ist ein wichtiges Motiv, den Lehrberuf zu erlernen (Berweger, Kappler, Keck Frei & Bieri Buschor, 2015; Denzler & Wolter, 2008). Das Motiv der Vereinbarkeit scheint in der Zukunft zuzunehmen. So äussert die Generation Z (nach 2000 geborene Personen) verstärkt den Wunsch, Teilzeit zu arbeiten bzw. die Arbeitszeit flexibel und kurzfristig an die eigenen Bedürfnisse nach oben oder unten anpassen zu können (Klaffke, 2021).
Von Anita Sandmeier, Silvio Herzog im Text Lehrkräftemangel: Fakten, Gründe, Massnahmen (2022) Die Teilzeitquote im Lehramt ist mit rund 47 Prozent im Verhältnis zu jener bei Erwerbstätigen
insgesamt (29 Prozent) deutlich höher. Auf Ebene der Länder schwankt die Quote bspw.
an allgemeinbildenden Schulen zwischen rund 25 Prozent und 57 Prozent sowie an beruflichen
Schulen zwischen rund 38 Prozent und knapp 59 Prozent. Rund 30 Prozent der männlichen
und rund 54 Prozent der weiblichen Lehrkräfte befanden sich im Jahr 2020 in Teilzeit.
Je nach Schulform gibt es deutliche Unterschiede. An allgemeinbildenden Schulen gibt es
bei den Lehrern die höchste Teilzeitquote an der Grundschule (36 Prozent), bei den Lehrerinnen
an Gymnasien (59 Prozent). Die niedrigste Quote gibt es bei den Lehrern an Hauptschulen
(21 Prozent), bei den Lehrerinnen in der schulformunabhängigen Orientierungsstufe
(38 Prozent) (Autor:innengruppe Bildungsberichterstattung, 2022).
Von SWK Ständige Wissenschaftliche Kommission der KMK im Buch Empfehlungen zum Umgang mit dem akuten Lehrkräftemangel (2023) Die berufliche Belastung und gesundheitliche Probleme im Karriereverlauf nehmen bei der Entscheidung, Teilzeit zu arbeiten, an Relevanz zu. Diese Aspekte wurden im in den ersten fünf Jahren des Berufs von 15% der Lehrpersonen als Grund für Teilzeitarbeit genannt. In der Befragung von über 14 000 aktiven Lehrpersonen in allen Karrierephasen nannte jede dritte Lehrperson gesundheitliche Aspekte als Grund für Teilzeitarbeit. Die Studienautoren vermuten, dass Lehrpersonen zur Vermeidung einer zeitlichen Überlastung eher ihr Arbeitspensum reduzieren als bei ihrer Arbeit Ab-striche zu machen. Laut Hochrechnung dieser Studie gehen bei den rund 83 000 Lehrerinnen und Leh-rern in der Deutschschweiz (Kindergarten bis Sek II) aufgrund der belastenden Arbeitsbedingungen
Lehrkräftemangel – Fakten, Gründe, Massnahmen Seite 6 von 14
rund 2 600 Vollzeitäquivalente verloren (Brägger, 2016).
Von Anita Sandmeier, Silvio Herzog im Text Lehrkräftemangel: Fakten, Gründe, Massnahmen (2022) Für die Entscheidung, in Teilzeit zu arbeiten, sind u. a. familiäre, gesundheitliche und organisatorische
Gründe relevant. Infolge der Verjüngung des Lehrkräftebestands in einigen Ländern
befindet sich derzeit ein erheblicher Anteil in der Familiengründungsphase. Im Bildungsbericht
2022 wird für die Gruppe aller Erwerbstätigen festgestellt, dass von Frauen mit mindestens
einem Kind unter 18 Jahren rund zwei Drittel (70 Prozent) in Teilzeit arbeiten (Autor:
innengruppe Bildungsberichterstattung, 2022). Für die Berufsgruppe der Lehrkräfte liegen
keine gesonderten Zahlen vor, doch können sich hieraus die hohen Teilzeitquoten insbesondere
bei weiblichen Lehrkräften erklären. Ein weiterer Grund für die Reduktion des Stundenumfangs
ist die Beanspruchung im Unterricht (Schaarschmidt & Fischer, 2018) (vgl. Empfehlung
5). Organisatorische Gründe werden darüber hinaus bspw. in einer Umfrage des Bayerischen
Philologenverbandes (2022) genannt.
Von SWK Ständige Wissenschaftliche Kommission der KMK im Buch Empfehlungen zum Umgang mit dem akuten Lehrkräftemangel (2023) Verwandte Objeke
Verwandte Begriffe (co-word occurance) | Teilzeit-Arbeit(0.1) |
Verwandte Aussagen | Teilzeitarbeit von Lehrpersonen erhöht den Lehrpersonenbedarf |
Statistisches Begriffsnetz
Zitationsgraph
Zitationsgraph (Beta-Test mit vis.js)
7 Erwähnungen
- Ist die Schule noch zu retten? - Es fehlen so viele Lehrkräfte wie noch nie. Was sich jetzt ändern muss. (Lukas Lippert) (2022)
- Dem Lehrermangel geht die Flucht aus dem Schulzimmer voraus (Carl Bossard) (2022)
- Überforderte Lehrer, frustrierte Schüler, verunsicherte Eltern (Werner Bangerter) (2022)
- Lehrkräftemangel: Fakten, Gründe, Massnahmen (Anita Sandmeier, Silvio Herzog) (2022)
- Praxistheoretische Perspektiven auf Schule in der Kultur der Digitalität (Claudia Kuttner, Stephan Münte-Goussar) (2022)
- Der Lernmanager als post-panoptische Kommunikationsplattform (Judith Hangartner, Laura Weidmann, Regula Fankhauser) (2022)
- Empfehlungen zum Umgang mit dem akuten Lehrkräftemangel (SWK Ständige Wissenschaftliche Kommission der KMK) (2023)
- «Der Lehrermangel ist dramatisch» (Felicitas Thiel, Julia Schaaf) (2023)