Wissenschaftler fordern Moratorium der Digitalisierung in KITAs und SchulenVolker Bank, Jürg Barben, Peter Bender, Carl Bossard, Ute Büchter-Römer, Uwe Büsching, Thomas Damberger, Karl-Heinz Dammer, Thomas Fuchs, Michaela Glöckler, Johannes Grebe-Ellis, Bernhard Hackl, Gaby Herchert, Edwin Hübner, Norbert Hungerbühler, Hans-Carl Jongebloed, Rainer Kaenders, Beat Kissling, Peter Klein, Jochen Krautz, Hans-Dieter Kübler, Axel Bernd Kunze, Volker Ladenthin, Ralf Lankau, Christoph Möller, Jürgen Rekus, Ingo Reuter, Christian Rittelmeyer, Klaus Rodens, Frauke Rostalski, Klaus Scheler, Thomas Sonar, Manfred Spitzer, Gertraud Teuchert-Noodt, Christoph Türcke, Anke Wegner, Ysette Weiss, Erich Ch.Wittmann, Tomáš Zdražil, Klaus Zierer
Publikationsdatum:
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Zusammenfassungen
Digitalisierung gilt derzeit im Bildungsbereich für alle Altersstufen als zeitgemäße Lösung von Bildungsfragen. Tatsächlich sind die Wirkungen und Nebenwirkungen digitaler Medien auf Entwicklungs-, Lern- und Bildungsprozesse wissenschaftlich oft ungeklärt. Vielmehr verdichten sich die wissenschaftlichen Hinweise auf enorme Nachteile und Schäden für die Entwicklungs- und Bildungsprozesse von Kindern und Jugendlichen durch digitale Medien. Im Sinne der Fürsorgepflicht öffentlicher Bildungseinrichtungen fordern wir daher ein Moratorium der Digitalisierung insbesondere der frühen Bildung bis zum Ende der Unterstufe (Kl. 6): Es müssen zuerst die Folgen der digitalen Technologien abschätzbar sein, bevor weitere Versuche an schutzbefohlenen Kindern und Jugendlichen mit ungewissem Ausgang vorgenommen werden. Diese haben nur ein Leben, nur eine Bildungsbiografie und wir dürfen damit nicht sorglos umgehen.
Zu untersuchen sind insbesondere Fragen der medizinisch-psychologischen, der pädagogisch-didaktischen und der politisch-demokratietheoretischen Implikationen. Zu den wissenschaftlich fundierten Einsprüchen zählt etwa die Stellungnahme von fünf Professorinnen und Professoren des schwedischen Karolinska-Instituts. Sie warnen vor negativen Auswirkungen von Bildschirmmedien auf das Lernen und die Sprachentwicklung von Kindern. Der U.S. Surgeon General warnt vor den Folgen für die generelle mentale Gesundheit von Kindern und Jugendlichen durch längere Nutzungsdauer und das immer frühere Einstiegsalter bei Bildschirmmedien. Das korrespondiert mit Untersuchungen der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin und Empfehlungen von Kinderärzten und Psychologen. Die UNESCO kritisiert im „2023 Global Education Monitor“ darüber hinaus, dass bei aktuellen IT-Konzepten für Bildungseinrichtungen nicht das Lernen und der pädagogische Nutzen im Mittelpunkt stünden, sondern wirtschaftliche Interessen. Dazu kommen immer mehr Datenverarbeitungssysteme, die als „Künstliche Intelligenz“ (KI) automatisiert beschulen und testen sollen, um fehlende Lehrkräfte zu ersetzen. Dabei hat zuletzt die Corona-Pandemie das Scheitern solcher Ersatzsysteme belegt. Der Deutsche Ethikrat warnt daher in seinen Empfehlungen zur „KI und Bildung“ explizit vor der Ersetzung der Lehrkräfte durch Computerprogramme, die UNESCO empfiehlt den Umgang mit KI erst ab 13 Jahren.
Es ist daher dringend notwendig, die einseitige Fixierung auf Digitaltechnik in KITAs und Schulen zu revidieren, um interdisziplinär und wissenschaftlich fundiert, mit Fokus auf Entwicklungs-, Lern- und Bildungsprozesse über IT und KI in Bildungseinrichtungen zu diskutieren. Bei Erziehung und Unterrichten muss das Wohl der Lernenden und die Wirksamkeit pädagogischen Handelns im Mittelpunkt stehen. Dazu fordern wir ein Moratorium und den öffentlichen Diskurs über die notwendigen pädagogischen Prämissen des Einsatzes digitaler Medien in Bildungseinrichtungen.
Bemerkungen
Der Grundschulverband stellt sich entschieden gegen die kürzlich vorgebrachten Forderungen nach einem Moratorium der Digitalisierung in Bildungseinrichtungen, besonders in Kindertagesstätten und Grundschulen. Die Forderung, den Einsatz digitaler Medien bis zur 6. Klasse aus Gründen des Kinder- und Medienschutzes zu pausieren, verkennt laut dem Verband die entscheidende Rolle von Schulen und Kindertageseinrichtungen für die Förderung digitaler Kompetenzen in der heutigen und zukünftigen Bildungslandschaft.
Die Aussage, es gäbe in Frankreich seit 2018 ein "Komplettverbot internetfähiger Geräte wie Handys, Tablets und Smartwatches in allen Räumlichkeiten und bei schulischen Aktivitäten auch außerhalb des Schulgebäudes" stimmt so nicht. Solche Geräte sind für pädagogsiche Zwecke zugelassen, wenn es die lokale Schule erlaubt, siehe Proposition de Loi relative à l’encadrement de l’utilisation du téléphone portable dans les établissements d’enseignement scolaire.
Ein genauerer Blick zeigt: Tatsächlich beschäftigt sich die zitierte „Leitlinie zur Prävention dysregulierten Bildschirmmediengebrauchs in Kindheit und Jugend“ der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin ausführlich mit dem Missbrauch digitaler Medien in den Kinderzimmern. Der Einsatz digitaler Medien in Kita und Schule wird hingegen mit keinem Wort erwähnt – ein bemerkenswert laxer Umgang mit wissenschaftlichen Quellen für gestandene Wissenschaftler*innen. Kaum vorstellbar, dass Studierenden das in einer Hausarbeit so abgenommen würde.
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Nicht erwähnte Begriffe | Bildungspolitik, Buch, Internet, iPad, Lehrmittelverlag, Mobiltelefone in der Schule, Schulschliessung aufgrund Corona-Pandemie, Schweiz, TCO |
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3 Erwähnungen auf anderen Websites im Umfeld von Beat Döbeli Honegger
Website | Webseite | Datum |
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Argumente gegen das Digitale in der Schule | StrohmannArgumentAlleSchulproblemeGeloest | 20.11.2016 |
Argumente gegen das Digitale in der Schule | Strohmann-Argument: "Computer machen Lehrpersonen überflüssig" | 20.11.2016 |
Argumente gegen das Digitale in der Schule | Digitalisierungsmoratorium 2023 | 25.11.2023 |
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Zeitleiste
6 Erwähnungen
- Grundschulverband fordert: Kein Stopp der Digitalen Grundbildung! (Deutscher Grundschulverband) (2023)
- Manifest fordert Stopp des Einsatzes digitaler Medien im Unterricht bis Klasse sechs – mit fragwürdigen Argumenten (Andrej Priboschek) (2023)
- «Wir sollten uns nicht durch die Stellungnahme des Karolinska-Instituts beirren lassen“ - Eine Gegendarstellung (Tim Fütterer, Peter Gerjets, Ulrike Creß, Andreas Lachner, Detmar Meurers, Olaf Köller, Frank Fischer, Katharina Scheiter, Ralph Müller-Eiselt, Florian Nuxoll, Patrick Bronner, Bob Blume, Ulrich Trautwein) (2024)
- Alle mal runterfahren (Nicole Althaus, Gina Bachmann, Ladina Triaca) (2024)
- Wenn es im Klassenzimmer ständig piepst und surrt (Fabienne Riklin, Nadja Pastega) (2024)
- KI in der Schule – Lernhilfe oder Verdummung? (Bernadette Spieler, Ralf Lankau, Felix Münger) (2024)
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Wissenschaftler fordern Moratorium der Digitalisierung in KITAs und Schulen: Artikel als Volltext (: , 104 kByte; : ) |
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Beat und dieses Positionspapier
Beat hat Dieses Positionspapier während seiner Zeit am Institut für Medien und Schule (IMS) ins Biblionetz aufgenommen. Beat besitzt kein physisches, aber ein digitales Exemplar. Eine digitale Version ist auf dem Internet verfügbar (s.o.). Aufgrund der vielen Verknüpfungen im Biblionetz scheint er sich intensiver damit befasst zu haben.